Parodontologie


Schutz der Risikostellen während des parodontalen Recalls

Abb. 1: Vergleich der Befunde der mittelschweren (CPI* Grad 3) und der schweren Parodontitis (CPI Grad 4) der dritten (DMS III) und der vierten (DMS IV) deutschen Mundgesundheitsstudie bei 65-74jährigen Senioren [1]. *CPI = Community Periodontal Index
Abb. 1: Vergleich der Befunde der mittelschweren (CPI* Grad 3) und der schweren Parodontitis (CPI Grad 4) der dritten (DMS III) und der vierten (DMS IV) deutschen Mundgesundheitsstudie bei 65-74jährigen Senioren [1]. *CPI = Community Periodontal Index

In Deutschland nimmt die Anzahl der Menschen, die unter einer Parodontalerkrankung leiden, zu. Besonders betroffen sind Senioren ab dem 65. Lebensjahr (Abb. 1) [1]. Nach der erfolgreichen Initialbehandlung benötigen sie eine konsequente professionelle Nachsorge, die zum Ziel hat, die Aktivität des bakteriellen Biofilms zu kontrollieren und entzündlichen Prozessen vorzubeugen. Der gezielte Einsatz chlorhexidinhaltiger Präparate gehört dabei heute zum Behandlungsstandard.

Feste Bestandteile der Nachbehandlung von Paro-Patienten sind die gründliche mechanische Reinigung der Zähne sowie die Keimkontrolle [2]. Kariöse Läsionen, insuffiziente Kronenränder oder Füllungsüberschüsse, die die Ansammlung des bakteriellen Biofilms fördern, werden entfernt. Einer besonderen Pflege bedürfen mögliche interdentale Retentionsnischen bedingt durch engstehende Zähne, komplexen Zahnersatz oder Verblockungen, ebenso wie freiliegende Zahnhälse und exponierte Wurzeloberflächen, die als Folge von Parodontalerkrankungen vermehrt auftreten. Diese Bereiche begünstigen aufgrund ihrer Unzugänglichkeit bzw. ihrer porösen Strukturen die Akkumulation des bakteriellen Biofilms. Zur Gefahr der Gingivitis gesellt sich das Risiko der Wurzelkaries (Abb. 2).

  • Abb. 2: Wurzelkaries. © Dr. S. Huth

  • Abb. 2: Wurzelkaries. © Dr. S. Huth

Für die Keimkontrolle in diesen versteckten Rückzugsorten hat sich der Einsatz von Produkten mit dem antibakteriellen Inhaltsstoff Chlorhexidin bewährt. Langzeiterfahrungen in der Praxis sowie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen seine Effektivität hinsichtlich der Reduktion der bakteriellen Aktivität sowie der Hemmung der Plaqueentwicklung [3, 4]. In engem Zusammenhang damit steht die erfolgreiche Prävention entzündlicher Prozesse oder deren Abklingen.

Professionelle Kontrolle des bakteriellen Biofilms

und erlaubt die gezielte Versorgung freiliegender Zahnhälse, von Wurzeloberflächen sowie weiterer potenzieller Retentionsnischen für bakterielle Beläge (Abb. 3). Dank seiner ausgezeichneten Fließ- und Benetzungseigenschaften dringt der Lack auch in die porösen Oberflächen des Wurzelzementes sowie Dentins vor und dichtet sie gegen äußere Reize ab [5]. So schützt er gesunde Wurzeloberflächen und reduziert das Risiko der Wurzelkaries. Ein beginnender kariöser Prozess kann zum Stillstand kommen [6, 7]. Darüber hinaus klingen die Symptome einer Gingivitis schneller ab [8]. In Kombination mit Scaling und Root planing unterstützt die Lackapplikation den Behandlungserfolg im Vergleich zum Root planing allein. Klinische Parameter wie Plaque Index, Gingiva Blutungsindex und Taschentiefe verbessern sich (Abb. 4) [9]. Der farblose transparente Lack überzieht die Zahnoberfläche in einer feinen Schicht und trocknet innerhalb weniger Sekunden ab. Um die schützende Wirkung zu fördern, ist direkt nach dem Auftragen auf das Ausspülen zu verzichten. Die von Retentionsnischen ausgehende Gefährdung lässt sich durch die regelmäßige Applikation des Schutzlackes während des Recalls vermindern, insbesondere wenn manuelles Geschick und/oder Compliance der Patienten für eine optimale Mundhygiene nicht ausreichen.

  • Abb. 3: Applikation des chlorhexidinhaltigen Schutzlackes auf freiliegenden Zahnhälsen.
  • Abb. 4: Vergleich der proportionalen prozentualen Veränderung des Gingiva-Blutungsindexes zwischen Baseline und nach 3-Monaten in drei Patientengruppen mit chronischer Parodontitis, die sich jeweils unterschiedlichen Behandlungsmassnahmen unterzogen [9].
  • Abb. 3: Applikation des chlorhexidinhaltigen Schutzlackes auf freiliegenden Zahnhälsen.
  • Abb. 4: Vergleich der proportionalen prozentualen Veränderung des Gingiva-Blutungsindexes zwischen Baseline und nach 3-Monaten in drei Patientengruppen mit chronischer Parodontitis, die sich jeweils unterschiedlichen Behandlungsmassnahmen unterzogen [9].

Individuelle Mundpflege zu Hause

Die temporäre häusliche Anwendung eines chlorhexidinhaltigen Gels oder einer Mundspüllösung kann indiziert sein, um den professionellen Behandlungserfolg zu verstärken. Eine gebrauchsfertige Spüllösung wie Cervitec Liquid von Ivoclar Vivadent eignet sich zum Verteilen der Inhaltsstoffe im gesamten Mundraum. Durch Bewegen der Wangen und Zunge wird die Spüllösung hin- und hergepresst und gelangt auch in Approximalbereiche und Nischen. Das alkoholfreie Präparat enthält 0,1 % Chlorhexidin in Kombination mit Xylit und einem ätherischen Öl [10, 11]. Positiv auf die Patienten-Compliance und damit den Behandlungserfolg wirkt sich der vergleichsweise milde Geschmack aus, zudem machen sich dank der geringeren Konzentration Verfärbungen weniger bemerkbar.

Eine einfache Anwendung in der täglichen Routine ermöglicht ein Mundpflege-Gel wie Cervitec Gel von Ivoclar Vivadent mit 0,2 % Chlorhexidin und 900 ppm Fluorid [12, 13]. Eine regelmäßige Kuranwendung über mindestens zwei Wochen pflegt Gingiva und Zähne. Das Gel kann direkt auf die Gingiva, Mukosa oder die Innenseite des herausnehmbaren Zahnersatzes aufgetragen werden. Die feine Dosiertülle erlaubt das präzise Aufbringen auf Interdentalbürste oder Floss. Die geschmeidige Konsistenz des Gels erleichtert die Applikation im Approximalbereich (Abb. 5), auf freiliegenden Wurzeloberflächen oder bei offenen Furkationen.

  • Abb. 5: Mit der individuell angepassten Interdentalbürste einfaches Verteilen des geschmeidigen Cervitec Gels. © Dr. F. Zimmerling

  • Abb. 5: Mit der individuell angepassten Interdentalbürste einfaches Verteilen des geschmeidigen Cervitec Gels. © Dr. F. Zimmerling
Das Mundpflege-Gel eignet sich auch zum Zähneputzen und kann abwechselnd in Kombination mit der gewohnten Zahnpasta benutzt werden. Um Verfärbungen und Geschmacksirritationen zu vermeiden, empfiehlt es sich, während der Chlorhexidin-Kur eine zinnfluoridfreie Zahnpasta zu verwenden. Da die Furchen der Zunge ein Reservoir für Bakterien bilden, sollten Patienten das Mundpfege-Gel mit der Zahnbürste auch auf der Zunge verteilen.

 

 

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Gabriele David

Bilder soweit nicht anders deklariert: Dr. Gabriele David