Die Zunahme an Geschlechtshormonen während der Schwangerschaft hat aufgrund von östrogen- und progesteronsensitiven Rezeptoren deutliche Auswirkungen auf das Zahnfleisch. Durch die verstärkte Durchblutung der Gingiva kommt es leichter zu Schwellungen, das Zahnfleisch wird weicher und damit für pathogene Keime leichter passierbar. Zahnfleischbluten tritt vermehrt auf, die Gefahr einer Schwangerschaftsgingivitis – und damit die einer Frühgeburt [1] – steigt. Dazu kommen weitere Faktoren, die Zähne und Zahnfleisch schädigen können: Viele Schwangere haben Heißhungerattacken oder entwickeln aufgrund des veränderten Säuregehalts im Speichel spezielle „Gelüste“ auf verschiedene Lebensmittel, die häufig stark sauer oder zuckerhaltig sind. Verbunden damit ist ein erhöhtes Kariesrisiko. Auch häufiges Erbrechen kann zum Problem werden, wenn Magensäure an die Zähne gelangt und den Zahnschmelz angreift.
Notwendige Maßnahmen möglichst früh einleiten
Bei schwangeren Patientinnen verhalten sich viele Zahnärzte abwartend oder zumindest zurückhaltend, insbesondere wenn keine akuten Beschwerden bzw. Schmerzen von der werdenden Mutter geäußert werden. Im Idealfall sollte eine gründliche zahnärztliche Behandlung präkonzeptionell – also vor einer geplanten Schwangerschaft – erfolgen. Die Realität sieht jedoch anders aus, da viele Frauen den Zahnarzt nicht über ihren Kinderwunsch informieren oder nicht regelmäßig die Vorsorgetermine wahrnehmen. Grundsätzlich sollten Zähne und Zahnfleisch bei jeder Schwangeren möglichst frühzeitig untersucht werden, da die Ausprägung bestehender gingivaler Entzündungen im Regelfall im Laufe der Schwangerschaft zunimmt. Auf keinen Fall darf eine notwendige Parodontitisbehandlung bis zum Zeitpunkt nach der Geburt verschoben werden (außer bei chirurgischen Maßnahmen), da vieles darauf hindeutet, dass parodontalpathogene Keime und deren Stoffwechselprodukte den Verlauf der Schwangerschaft negativ beeinflussen können.
Spätestens beim ersten Besuch der Schwangeren in der Zahnarztpraxis sollten Zähne und Zahnfleisch professionell gereinigt und bei Vorliegen einer Parodontitis auch unmittelbar mit der Therapie begonnen werden. Mindestens genauso wichtig sind klare Anweisungen an die werdenden Mütter, wie die tägliche Mund- und Zahnpflege zuhause durchgeführt werden sollte. Empfehlenswert ist eine mindestens zweimal täglich durchzuführende, schonende Plaque-Entfernung mit einer weichen Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta, daneben die gründliche Reinigung der Interdentalräume mit möglichst weichen und flexiblen Reinigern (z.B. GUM® SOFT-PICKS® Advanced). Schwangere, die erbrechen müssen, sollten nach dem Erbrechen zunächst den Mund nur mit Wasser oder fluoridhaltiger Mundspullösung ausspülen, um den durch die Säure empfindlich gewordenen Zahnschmelz nicht durch Bürstenbewegungen zu schädigen. Zu einem späteren Zeitpunkt können die Zähne dann wieder schonend mit der Bürste gereinigt werden.
Schwangere zählen wie auch weitere Personenkreise (Diabetiker, Senioren, Osteoporose-Patienten, starke Raucher, stressgeplagte Personen, Patienten mit Brackets, etc.) zu den Risiko-Patienten für parodontale Entzündungen. Bei all diesen Menschen wird empfohlen, die Mundhygiene zusätzlich durch die Verwendung von Produkten, die eine klinisch relevante Anti-Plaque-Wirkung sowie einen entzündungshemmenden Effekt aufweisen, zu unterstützen [2].
Probiotika für eine orale Mikroflora im Gleichgewicht
Neben dem Darm ist an den Zähnen die bakterielle Besiedlungsdichte am höchsten, da hohe Feuchtigkeit und Temperatur in der Mundhöhle einen idealen Nährboden für bakterielles Wachstum darstellen. Beim gesunden Menschen dominieren grampositive aerobe Bakterienspezies, dagegen sind pathogene, überwiegend gramnegative Bakterien deutlich in der Unterzahl. Bei Plaque- Akkumulation und lokaler Entzündung steigen Sulkusfluid und pH-Wert, der Sauerstoffgehalt sinkt. Dadurch wird vor allem das Wachstum (fakultativ) anaerober, parodontalpathogener Bakterien gefördert.
Per Definition sind Probiotika lebende Mikroorganismen, die einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirtsorganismus bewirken, wenn sie in ausreichenden Mengen verabreicht werden. Welche positiven Wirkungen diese Probiotika im Darm entfalten können, ist schon lange bekannt und wird aktuell weiter erforscht. Eine vergleichbare Wirkung entfalten diese „Nützlinge“ auch in der Mundhöhle. Sie helfen bei der Wiederherstellung einer ausgewogenen Mundflora. Ganz im Gegensatz zum Einsatz von Antibiotika, die das Ziel verfolgen, unerwünschte Bakterien abzutöten bzw. deren Vermehrung zu unterbinden, treten Probiotika in Konkurrenz zu diesen unerwünschten Keimen, verdrängen diese und führen idealerweise zu einem erstrebten und gesunden Gleichgewicht.
Lactobacillus reuteri Prodentis® (LrP) ist ein fortschrittliches Probiotikum, das aus 2 ausgewählten Stämmen von Milchsäure-Bakterien besteht (Abb. 1). LrP konkurriert mit pathogenen Bakterien um Nährstoffe und produziert den Stoff Reuterin, der das Wachstum unerwünschter Keime direkt hemmt [3]. In einer klinischen Studie konnte nachgewiesen werden, dass durch LrP auch bei einer manifesten Schwangerschaftsgingivitis ein deutlicher Rückgang der gingivalen Entzündung sowie des Plaque-Index erreicht werden kann und weiterhin, dass die Einnahme von GUM® PerioBalance® (enthält mindestens 200 Millionen aktive Bakterien pro Tablette; ist glutenfrei und auch für Vegetarier geeignet) in der Schwangerschaft völlig unbedenklich ist [4].
Benedikta Springer
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