Versiegelungslack: Schmerzlinderung und Schutz für freiliegende Dentinoberflächen

Freiliegende Dentinoberflächen können Überempfindlichkeiten auslösen. Um diese zu beseitigen und betroffene Bereiche zu schützen, empfiehlt es sich, ein Versiegelungsmaterial aufzubringen. Im folgenden Patientenfall wurde Clinpro XT Varnish von 3M (Seefeld) angewendet.
Das fluoridhaltige kunststoffmodifizierte Glasionomer-Versiegelungsmaterial Clinpro XT Varnish wurde entwickelt, um kariesanfällige Bereiche im Patientenmund dauerhaft vor Angriffen durch Bakterien, Säure und andere schädliche Substanzen zu schützen. So eignet es sich beispielsweise für die Applikation auf freiliegenden Dentin- und Wurzeloberflächen mit Hypersensitivitäten, auf Schmelzläsionen, erodierter Zahnsubstanz, unreifem Zahnschmelz (z. B. Molaren unmittelbar nach dem Durchbruch) sowie auf Bereichen rund um kieferorthopädische Brackets.
Überzeugende Wirkung
Zusätzlich zu der Wirkung, die herkömmliche fluoridhaltige Produkte bieten (z. B. Stärkung des Zahnschmelzes), legt sich der in Deutschland seit Jahresbeginn erhältliche Varnish wie eine Schutzschicht über die für Erosion, Abrasion und Karies anfälligen Bereiche. Wird das Material regelmäßig mit fluoridhaltiger Zahncreme „aufgeladen“, so versorgt es die Zähne über einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten kontinuierlich mit Fluorid und Calcium. Studien zufolge wird dadurch nicht nur die Demineralisierung gestoppt oder verhindert, sondern die natürliche Remineralisation der Zahnhartsubstanz gefördert. Ein erfreulicher Nebeneffekt bei Patienten mit Überempfindlichkeiten ist der langfristige Verschluss offener Dentintubuli, der unmittelbar nach der Anwendung des Produktes bereits zu einer Schmerzlinderung führt.
In unserer Praxis kommt Clinpro XT Varnish regelmäßig bei Patienten mit überempfindlichen Zahnhälsen oder beginnenden Schmelzdefekten zum Einsatz. Der folgende Patientenfall illustriert die Vorgehensweise bei der Anwendung.
Behandlung freiliegender Dentinoberflächen
Bei einem Kontrolltermin berichtete die Patientin über eine leichte Schmerzempfindlichkeit an Zahn 36. Bei der klinischen Untersuchung wurde eine freiliegende Dentinoberfläche im Zahnhalsbereich des betroffenen Molars festgestellt (Abb. 1).
Um die geschwächte Stelle über einen längeren Zeitraum vor äußeren Einflüssen zu schützen und die Hypersensitivitäten zu lindern, wurde entschieden, eine non-invasive Behandlung mit Clinpro XT Varnish durchzuführen. Hierfür wurden Verunreinigungen auf der Zahnoberfläche mit einer ölfreien Reinigungspaste sowie durch Spülen mit Wasser entfernt. Um eine leicht feuchte Oberfläche zu erhalten, wurden Ansammlungen von Wasser und Speichel schließlich vorsichtig unter Verwendung von Druckluft beseitigt.
Aufgrund der Empfindlichkeit der Patientin im Bereich des freiliegenden Zahnhalses wurde auf ein Ätzen mit Phosphorsäure verzichtet. In Fällen, in denen keine Hypersensitivitäten vorliegen, wird der zusätzliche Ätzschritt empfohlen, da so ein stärkerer Verbund zwischen Zahn und kunststoffmodifiziertem Glasionomer-Material sichergestellt wird.
Die Mischung macht‘s
Anschließend wurden die zwei Komponenten des Materials aus dem Clicker Dispenser auf einen Anmischblock appliziert. Um ein gleichmäßiges Ausbringen von Paste und Flüssigkeit zu gewährleisten, empfiehlt es sich, zunächst eine geringe Menge Material zu entsorgen und anschließend den Dispenser erneut zu betätigen (Abb. 2). Da dieser automatisch das korrekte Mischverhältnis einhält, kann direkt mit dem Mischvorgang begonnen werden. In unserer Praxis wird dafür ein kleiner Spatel verwendet. Wichtig ist, dass das Material auf einer möglichst kleinen Fläche für maximal 15 Sekunden angemischt wird, um die Wasserverdunstung zu minimieren und eine optimale Konsistenz zu erzielen. Die Masse sollte nach dem Anmischen homogen sein und eine glatt-glänzende Oberfläche aufweisen.
Applizieren, härten, glätten
Nachfolgend wurde eine dünne Schicht des ortsspezifischen Varnish auf die betroffene Zahnoberfläche appliziert (Abb. 3). Bei Schichten von über 0,5 mm Stärke können im Randbereich scharfe Kanten entstehen, die sich nicht mehr problemlos entfernen lassen und ggf. zu Unannehmlichkeiten führen.
Schließlich erfolgte die Lichthärtung der Schutzschicht (Abb. 4). Die empfohlene Polymerisationszeit beträgt bei Verwendung eines Lichtgeräts von 3M bzw. eines Geräts mit vergleichbarer Lichtintensität 20 Sekunden. Im Bereich von Unterschnitten sorgt der verzögerte Selbsthärtungsmechanismus für die vollständige Durchhärtung. Zur Fertigstellung wurden Überstände und scharfe Kanten mit einer Klinge sowie die Schmierschicht mit einer herkömmlichen Polierbürste entfernt (Abb. 5). Danach erscheint die Oberfläche wieder glatt, und der Varnish ist für den Betrachter kaum sichtbar (Abb. 6).
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Abb. 2: Ausgeben von Clinpro XT Varnish auf einen Anmischblock.
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Abb. 3: Applikation von Clinpro XT Varnish auf die betroffene
Zahnoberfläche.
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Abb. 4: Polymerisation der Schutzschicht für 20 Sekunden.
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Abb. 5: Politur mit einer herkömmlichen Polierbürste ohne Paste zur Entfernung der Sauerstoff-Inhibitionsschicht.
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Abb. 6: Abschlussbild mit kaum erkennbarer Schutzschicht.
Sofortige Schmerzlinderung
Unmittelbar nach der Behandlung spürte die Patientin bereits den erwünschten Effekt der Schmerzlinderung und zeigte sich von der non-invasiven Behandlung begeistert. Falls erforderlich, lässt sich die Schutzschicht jederzeit mit grober Polierpaste entfernen.
Die Erfahrung zeigt, dass Patienten meist über mehrere Monate von der Applikation des Varnish profitieren, da dieser die offenen Dentintubuli langfristig verschließt. Durch seine Wiederaufladbarkeit mit fluoridhaltigen Zahnpflegeprodukten versorgt das Material die geschwächte Zahnsubstanz über einen langen Zeitraum regelmäßig mit Mineralien – und zwar dort, wo sie benötigt werden.