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Prophylaxe

Moderne Biofilm-Entfernung ist schmerzarm und patientenfreundlich

Zum Recall erscheinen zahlreiche Patienten nach einer initialen Parodontaltherapie oder einer professionellen Zahnreinigung nicht mehr, da diese oftmals unangenehm oder nicht schmerzfrei sein kann. Prophylaxe-Sitzungen nach dem Stand der Technik können aber auch eine sehr positive Erfahrung sein.

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Patienten haben nach erfolgreicher Parodontitis-Therapie eine erheblich verbesserte mundbezogene Lebensqualität [1]. Dennoch lassen sich viele gar nicht erst behandeln oder erscheinen unzuverlässig zum Recall [2]. Die Gründe dafür sind kaum erforscht, doch können unerfreuliche Erfahrungen und Schmerzen bei der Behandlung als eine Ursache angenommen werden. So zeigt eine aktuelle Studie, dass die Patientenakzeptanz nach einer supragingivalen Belagsentfernung zunächst deutlich ansteigt [3]. Sie sinkt demnach erst wieder, wenn bei subgingivaler Therapie Schmerzen auftreten.

Bereits in der Prävention, also bei der professionellen Zahnreinigung, werden häufig invasive Instrumente wie Hand- oder Schallscaler verwendet. Handinstrumente können stellenweise ergänzend eingesetzt werden. Die Instrumentenspitze von Schall wird im Vergleich zu Ultraschallscalern ca. 10-fach stärker ausgelenkt, mit entsprechend größeren „schlagenden“ Effekten, die von Patienten entsprechend wahrgenommen werden. Moderne Technologien wie Airflow (Luft-Wasser-Pulver-Systeme) und bei Bedarf piezoelektrischer Ultraschall für die Entfernung harter Ablagerungen werden nach einer praxisinternen Patientenbefragung erheblich besser toleriert (Abb. 1) [4].

Abb. 1: Ergebnis einer Befragung des Zentrums für Zahnheilkunde Drs. Schmitt (Bensheim): 103 von 104
Patienten bevorzugten die Verwendung von Airflow (nach Anfärben), gegebenenfalls ergänzt durch
piezoelektrischen Ultraschall („neue Methode“ = Guided Biofilm Therapy) [4]. Grafik: Schmitt
Abb. 1: Ergebnis einer Befragung des Zentrums für Zahnheilkunde Drs. Schmitt (Bensheim): 103 von 104
Patienten bevorzugten die Verwendung von Airflow (nach Anfärben), gegebenenfalls ergänzt durch
piezoelektrischen Ultraschall („neue Methode“ = Guided Biofilm Therapy) [4].
Abb. 2: Schmelzoberflächen sind nach korrekter Bearbeitung mit linear schwingenden Ultraschall-Instrumenten glatt und müssen nicht mit Polierern und Pasten nachbearbeitet werden. E.M.S./Magda Mensi
Abb. 2: Schmelzoberflächen sind nach korrekter Bearbeitung mit linear schwingenden Ultraschall-Instrumenten glatt und müssen nicht mit Polierern und Pasten nachbearbeitet werden.

Guided Biofilm Therapy

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Airflow hinterlässt saubere, intakte Oberflächen [5]. Zugleich werden Weichgewebe und harte supragingivale Oberflächen – also Schmelz, Restaurationen und bei freiliegenden zervikalen Bereichen auch Dentin und Wurzelzement – sehr wirksam geschont [6]. Voraussetzung ist, dass geeignete Pulver mit klinischem Nachweis verwendet werden, zum Beispiel auf Erythritol-Basis. Im Rahmen der Prophylaxe-Sitzung werden zunächst alle oralen Oberflächen mit Airflow gereinigt [7]. Wird zuvor angefärbt („Guided“ Biofilm Therapy), lässt sich dreimal mehr Plaque entfernen als ohne diese Maßnahme [7].

Zudem ist verbleibender Zahnstein nach Airflow besser erkennbar, sodass sich Ultraschall gegebenenfalls effektiver und zugleich schonender anwenden lässt (Abb. 2) [8]. Die lineare Auslenkung von piezoelektrischen Scalern erzeugt je nach Produkt eine minimale Oberflächenrauigkeit [8]. Anschließend ist ein rotierendes Bearbeiten mit Bürsten oder Gumminäpfen nicht mehr notwendig, denn diese Methode ist in Bezug auf Fissuren und um orthodontische Brackets weniger effektiv als der Einsatz von Airflow. Ferner können nach dem Absprühen Reste der Polierpaste in feinen Vertiefungen der Schmelzoberfläche und anderen Details verbleiben [9]. Ein sogenanntes Polieren wäre wegen der Härte der Schmelzoberfläche ohnehin nur mit hoch abrasiven Pasten möglich [9].

Parodontale und periimplantäre Anwendung

Müssen Zahnoberflächen aufgrund parodontaler Entzündung subgingival gereinigt werden, akzeptieren Patienten ebenfalls Ultraschall besser als Handinstrumente [10,11]. Zugleich ist Ultraschall effizienter und reduziert damit die Behandlungsdauer, ebenfalls ein wichtiger Faktor für zufriedene Patienten [11,12]. Auch die Oberflächenrauigkeit ist bei Verwendung hochwertiger piezoelektrischer Scaler geringer als mit Handinstrumenten oder Schallscalern [13,14]. Biofilm und Toxine haften nur locker an der Oberfläche, daher arbeiten Ultraschall oder subgingivale Luft-Wasser-Pulver-Systeme nur wenig invasiv [15] und schonen so das Wurzelzement.

Besonders patientenfreundlich ist die subgingivale Anwendung von Luft-Wasser-Pulver-Systemen [16]. In der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) lässt sich der Biofilm allein mit dafür geeigneten Airflow-Geräten und Pulvern sicher und effektiv entfernen. Das gilt einerseits für Taschen bis 4 mm, die mit einem Handstück für supragingivale Anwendung instrumentiert werden können (Abb. 3a u. b) [17]. Bei Taschen ab 5 und bis 9 mm ohne akute Entzündung werden ein anderes Handstück und spezielle parodontale Aufsätze verwendet (Perioflow) (Abb. 4a u. b) [18,19]. Die Methode hat nach Einschätzung unterschiedlicher Experten das Potenzial, zum Standard in der UPT zu werden [12].

Abb. 3a u. b: Mit Airflow lassen sich neben supragingivalen auch bis 4 mm subgingivale Zahnoberflächen reinigen. E.M.S./Magda Mensi
Abb. 3a u. b: Mit Airflow lassen sich neben supragingivalen auch bis 4 mm subgingivale Zahnoberflächen reinigen.
Abb. 4a u. b: Parodontales Débridement erfolgt mit speziellen Einmal-Aufsätzen (Perioflow), über die geeignete feinkörnige Pulver appliziert werden. E.M.S./Magda Mensi
Abb. 4a u. b: Parodontales Débridement erfolgt mit speziellen Einmal-Aufsätzen (Perioflow), über die geeignete feinkörnige Pulver appliziert werden.
Abb. 5a u. b: Auch für die Reinigung von Implantatoberflächen und Suprastrukturen kann Airflow oder Perioflow eingesetzt werden, wiederum mit entsprechend schonenden Pulvern. E.M.S./Magda Mensi
Abb. 5a u. b: Auch für die Reinigung von Implantatoberflächen und Suprastrukturen kann Airflow oder Perioflow eingesetzt werden, wiederum mit entsprechend schonenden Pulvern.

Zunehmend bedeutsam wird Airflow auch für die periimplantäre Belagsentfernung (Abb. 5a u. b). Dafür eignen sich die gleichen Hilfsmittel wie für die parodontale Anwendung [20,21]. Nach einem systematischen Review werden bei Periimplantitis Blutungsindizes mit Airflow signifikant besser reduziert als zum Beispiel mit Karbonküretten oder Laser [22]. Sind harte Ablagerungen vorhanden, kann Ultraschall mit speziellen Kunststoffinstrumenten verwendet werden. Wie bei den Indikationen PZR und Parodontitis-Therapie ist es empfehlenswert, vor Auswahl eines Produktsystems auf entsprechende klinische Nachweise zu achten. Praktische Schulungen und detaillierte Informationen zur Guided Biofilm Therapy bietet die Swiss Dental Academy.

Dr. Jan H. Koch

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