Prophylaxe


Die „Planetary Health Diet“ – eine gesunde und klimafreundliche Ernährungsweise

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Die „Planetary Health Diet“ ist eine wissenschaftlich fundierte Ernährungsweise, die sowohl die Gesundheit des Menschen als auch die des Planeten schützt. Im Folgenden wird die Planetary Health Diet als klimafreundliche Ernährungsweise vorgestellt, die in der Ernährungsberatung in der Zahnarztpraxis berücksichtigt werden kann. Das Klimaargument kann in der Beratung die Motivation der Patientinnen und Patienten, sich gesünder zu ernähren, unterstützen.

Unsere Ernährung und das Klima sind eng miteinander verknüpft. Um die Klimakrise zu bekämpfen und einen Klimazusammenbruch zu vermeiden, ist es wesentlich, die Agrar- und Ernährungsindustrie zu verändern sowie Ernährungsweisen umzustellen. Zumal unsere Ernährung durch den hohen Anteil von prozessierten Lebensmitteln und Fleisch sehr ungesund ist und zu einer frühzeitigen Sterblichkeit beiträgt.

Daher sollten Ernährungsgewohnheiten umgestellt und nachhaltigere Alternativen gewählt werden. Eine dieser Alternativen ist die von der Universität Oxford entwickelte und in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ von der EAT-Lancet Commission veröffentlichte „Planetary Health Diet“ [1]. Die EAT-Lancet Commission ist eine Vereinigung von internationalen Wissenschaftlern/-innen unter der Schirmherrschaft der norwegischen Ärztin Gunhild Stordalen und des Lancets mit Beteiligung des Wellcome Trust und des Stockholm Resilience Center.

Die Auswirkungen unserer Ernährung auf das Klima 

Unsere Ernährungsgewohnheiten haben einen massiven Einfluss auf das Erdklima und unsere Umwelt. Die Agrar- und Ernährungsindustrie trägt wesentlich zum Klimawandel im Anthropozän bei und ist für über 30% aller Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich [2]. Darüber hinaus beansprucht die Landwirtschaft etwa 50% der bewohnbaren Fläche unseres Planeten, wobei ein Großteil dieser Fläche für die Fleischproduktion genutzt wird.

Durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemittel (z.B. Gülle) wird die Biodiversität gravierend dezimiert [3]. Zudem ist der Wasserverbrauch in der Viehzucht, aber auch in Aquakulturen sehr hoch, was in der Situation Klimawandel bedingt zunehmender Dürren verschärfend wirkt und daher ein Aspekt mit hoher Relevanz ist. Wie hoch der Wasserverbrauch der Viehzucht relativ gesehen ist, zeigt dieses Beispiel: Das Essen von 250 g Fleisch hat denselben Wasserverbrauch wie tägliches Duschen über einen gesamten Monat.

Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, spielt eine entscheidende Rolle. So produziert ein Fleischesser durch seine Kost täglich durchschnittlich mehr als 7,19 kg CO2, ein Fischesser 3,91 kg CO2. Vegetarier produzieren mit 3,81 kg CO2 etwas weniger und Veganer sind mit 2,89 kg CO2 pro Tag am klimafreundlichsten [4].

Dabei entstehen 6% der Treibhausgase (CO2 und Methan) allein durch das Wegwerfen und Verschwenden von Lebensmitteln. So werden weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet, in Deutschland sind es 12 Millionen Tonnen.

Rechnerisch werden in Deutschland also erst ab dem 5. Monat Lebensmittel für den tatsächlichen Verbrauch produziert. Das heißt, an 120 Tagen im Jahr produzieren wir Lebensmittel nur, um sie dann zu vernichten [5].

Eine Umstellung auf eine nachhaltigere Ernährung könnte also einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung unserer Treibhausgasemissionen leisten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines Umdenkens in Bezug auf unsere Ernährungsgewohnheiten und die Agrarindustrie insgesamt. Ein solcher Wandel hätte nicht nur positive Auswirkungen auf das Klima, sondern könnte auch dazu beitragen, das Ausmaß der Vernichtung von Wäldern zu verringern und die biologische Vielfalt zu schützen.

„Eat the rainbow“: Einführung der Planetary Diet

Die EAT-Kommission hat im Jahr 2019 die Planetary Health Diet vorgestellt. Sie zielt darauf ab, eine nachhaltige Ernährung zu fördern, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne zukünftige Generationen zu beeinträchtigen. Diese Ernährung soll dazu beitragen, ernährungsbedingte Krankheiten zu reduzieren, Nahrungsressourcen zu erhalten und unseren CO2-Fußabdruck zu verringern [6].

Die Planetary Health Diät umfasst eine große Auswahl an pflanzlichen Lebensmitteln. Der Gesundheits-Slogan „Eat the rainbow“ bedeutet so viel wie „Iss bunt und vielseitig“, bezogen auf eine Vielfalt von Obst und Gemüse. Auch die Planetary Health Diet konzentriert sich auf Obst und Gemüse sowie auf Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse.

Fleisch und tierische Produkte sind deutlich reduziert, wobei auf eine nachhaltige Produktion Wert gelegt wird. Weißes Fleisch, wie Geflügel, und Fisch werden rotem Fleisch vorgezogen und der Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln und insbesondere von Zucker und gesättigten Fetten wird deutlich eingeschränkt.

  • Abb. 1: Die Planetary Health Diet zeigt eine nachhaltige Ernährungsweise auf.

  • Abb. 1: Die Planetary Health Diet zeigt eine nachhaltige Ernährungsweise auf.
    © Weimann
Die Planetary Health Diät (Abb. 1) umfasst pro Tag ca. 300 g Gemüse, 200 g Obst, 230 g Vollkornprodukte, 14 g rohes Fleisch, 28 g Fisch, 13 g Eier, 29 g Geflügel, 50 g Nüsse, 75 g Hülsenfrüchte und 40 g ungesättigte Fette. Da sich diese Portionsteile nicht immer umsetzen lassen, gilt in erster Hinsicht die generelle Empfehlung, nicht mehr als 1 x pro Woche rotes Fleisch (Schwein oder Rind) zu verzehren, bei jeder Mahlzeit Obst oder Gemüse zu verwenden, Vollkorn- statt weißem Mehl (Brot, Nudeln) zu wählen, Salz und Zucker nur in geringen Mengen zu konsumieren und Speisen vermehrt mit Gewürzen und natürlichen Süßungsmitteln wie Bananen und Datteln zuzubereiten. Um bewusster einzukaufen und weniger wegzuwerfen, sollte ein Speiseplan für die Woche erstellt werden.

Die Planetary Health Diät geht über die Betrachtung einzelner Lebensmittel hinaus. Sie enthält auch Empfehlungen für gesündere und nachhaltigere Ernährungssysteme weltweit. Sie fordert eine verbesserte Produktion und eine effizientere Nutzung von Lebensmitteln bei gleichzeitiger Minimierung von Abfällen und Verlusten.

Dazu gehören auch veränderte Anbaumethoden, um Böden zu schützen und ein reduzierter Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln. Der Anbau genmodifizierter Lebensmittel ist keine Alternative. Er muss vermieden werden, da dadurch die Gefahr von sogenannten Superkeimen und Multiresistenzen deutlich erhöht würde.

Die Planetary Health Diet ist somit ein umfassendes Ernährungskonzept, das sowohl gesundheitliche als auch ökologische Aspekte berücksichtigt. Sie zielt darauf ab, ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen der Gesundheit des Menschen und der Gesundheit unseres Planeten herzustellen [1]. Durch die Förderung einer solchen Ernährungsweise können wir sowohl den Menschen als auch unseren Planeten ernähren und schützen.

Medizinische Fakten unserer jetzigen Ernährung

Die aktuelle Ernährung und Landwirtschaft hierzulande wie auch global gesehen haben erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung und das Auftreten von Krankheiten. Insofern hätte eine Ernährungsumstellung auf eine Planetary Health Kost neben den Vorteilen für Umwelt und Klima auch gesundheitliche Vorteile.

Schätzungen zufolge könnte eine solche Ernährungsumstellung weltweit jährlich 11 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindern; das sind 20% der vermeidbaren Todesfälle [1]. Diese ergeben sich aus den verschiedenen negativen gesundheitlichen Auswirkungen derzeitig vorherrschender Ernährungsstile.

So stehen Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht und Typ-2-Diabetes in einem engen Zusammenhang mit Übergewicht und ungesunder Ernährung. Ein hoher Konsum von zuckerhaltigen Getränken und verarbeiteten Lebensmitteln erhöht das Risiko für diese Krankheiten [7].

Auch der übermäßige Fleischkonsum führt zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen. In Deutschland liegt der Fleischkonsum pro Kopf derzeit etwa 4 x höher als von Gesundheitsexperten empfohlen. Dies trägt zur Zunahme verschiedener Krankheiten bei, darunter Krebs, Herz-Kreislauf-, Nieren- und Darmerkrankungen.

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    © beats/AdobeStock

Der Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und bestimmten Krebsarten ist ebenfalls gut dokumentiert [8,9]. Die Internationale Agentur für Krebsforschung hat verarbeitetes Fleisch als krebserregend und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Ein hoher Fleischkonsum kann insbesondere das Risiko für Darmkrebs erhöhen [10,11].

Nierenerkrankungen können ebenfalls durch eine fleischreiche Ernährung beeinflusst werden: Tierisches Eiweiß kann die Nieren belasten und bei bereits bestehenden Nierenerkrankungen zu einem schnelleren Fortschreiten der Erkrankung führen [11]. Ein hoher Fleischkonsum hat über die direkten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit auch indirekte Auswirkungen über die Massentierhaltung. Diese begünstigt das Auftreten und die Verbreitung von Zoonosen, also Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen und umgekehrt übertragen werden können.

Dazu gehören z.B. die Hühner- und die Schweinegrippe. Ein weiteres Problem, das eng mit der industriellen Massentierhaltung zusammenhängt, ist der zunehmende Einsatz von Antibiotika. Häufige Antibiotikagaben führen dazu, dass zunehmend Krankheitserreger gegen Antibiotika resistent werden, was zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen kann.

Schätzungen zufolge sterben jährlich 700.000 Menschen an antibiotikaresistenten Keimen. Wenn nicht durch eine Änderung der Ernährungsweise gegengesteuert wird, könnte die Zahl der Menschen, die gegen Antibiotika resistent sind, bis 2050 auf 10 Millionen ansteigen [12]. Selbst für einfache Infektionen könnte die Verfügbarkeit von wirksamen Antibiotika fraglich werden.

Dies zeigt, dass die Gesundheit unseres Planeten und unserer Ernährung eng mit unserer Gesundheit assoziiert ist. Es ist daher dringend notwendig, durch Änderung unserer Ernährungsweise sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Gesundheit unseres Planeten zu verbessern.

Vergleich der Planetary Health Diät mit aktuellen DGE-Empfehlungen

Die Planetary Health Diät stimmt in einigen Punkten mit den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) überein [13]. Insgesamt zielen beide Empfehlungen auf die Förderung einer gesunden Ernährung ab, wobei die Planetary Health Diet einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit, Umwelt- und Gesundheitsschutz legt.

Grundsätzlich haben beide Ernährungsweisen vieles gemeinsam und können individuell und flexibel angepasst werden. Beide Empfehlungen sind pflanzenbetont und bevorzugen Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Öle mit ungesättigten Fettsäuren. Auch die Reduzierung des Fleischkonsums wird betont.

Die Zufuhr an tierischen und hoch verarbeiteten Lebensmitteln, gesättigten Fettsäuren sowie Zucker wird eingeschränkt. Bei Gemüse und Obst, Fleisch, Fisch und Eiern sowie Ölen sind die Lebensmittelmengen der Planetary Health Diät und die Orientierungswerte der DGE sehr ähnlich.

Während die DGE eine ausgewogene Ernährung empfiehlt, ist die Planetary Health Diet allerdings spezifischer. Sie empfiehlt konkrete Mengen für verschiedene Lebensmittelgruppen und achtet dabei stärker auf Umweltfaktoren. Zudem berücksichtigt die Planetary Health Diet globale Aspekte und spricht Empfehlungen für die gesamte Weltbevölkerung aus, während die DGE primär auf den deutschsprachigen Raum abzielt.

Unterschiede zwischen Planetary Health Diät und den Empfehlungen der DGE liegen z.B. bei den Lebensmittelmengen von Milch und Milchprodukten vor: Die Planetary Health Diet empfiehlt max. 500 g Milchäquivalente pro Tag (Milchprodukte werden in die zu ihrer Herstellung verwendete Milchmenge umgerechnet). Bei den DGE-Empfehlungen ergibt sich umgerechnet in Milchäquivalente eine Spanne von 596 bis 728 g/Tag. Damit liegt der empfohlene Konsum deutlich höher als bei der Planetary Health Diät.

Dieser Unterschied beruht in erster Linie auf der Verwendung unterschiedlicher Grundlagen für eine adäquate Calciumzufuhr. Die Planetary Health Diät liegt hier unter den Referenzwerten der deutschen, österreichischen und Schweizer Gesellschaften oder der WHO. Ob höhere Mengen relevant für die Abdeckung eines erhöhten Calciumbedarfs während der Wachstumsphase und für das Erreichen einer optimalen Knochendichte sind, muss weiter erforscht werden.

Dabei ist zu bedenken, dass Knochendichte von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren abhängt und nicht nur durch die Calciumaufnahme über Milchprodukte bedingt ist. Auch regelmäßige Bewegung und die Proteinzufuhr aus pflanzlichen Produkten haben einen wesentlichen Anteil an der Knochendichte. Viele der vorliegenden Studien sind durch Drittmittelfinanzierungen durch Pharmafirmen, Ernährungsfirmen und Lobbyvertretungen der Milchindustrie unterstützt worden, sodass die Ergebnisse durchaus kritisch beurteilt werden sollten [14].

Eine industrie- und agrarindustrieunabhängige Forschung ist zukünftig anzustreben, um valide Ernährungsempfehlungen geben zu können. Auch in der Energiezufuhr zeigen sich Unterschiede zwischen Planetary Health Diät und den Empfehlungen der DGE.

Während die Planetary Health Diet von 2.500 kcal/Tag ausgeht und nicht nach Alter und Geschlecht differenziert, liegt die Spannweite bei der DGE bei 1.600 bis 2.400 kcal/Tag. Auch hier sollte landesspezifisch eine Anpassung erfolgen. So könnte eine tägliche Energiezufuhr von 2.500 kcal ohne gesteigerte körperliche Aktivität das Übergewichts- und Adipositas-Problem in Deutschland noch verstärken.

Unbestreitbar ist, dass die derzeitigen Ernährungsgewohnheiten in Deutschland stark verbesserungswürdig sind. Die verzehrten Lebensmittelmengen in Deutschland weichen erheblich von den Angaben beider Ernährungsempfehlungen ab. Die Zufuhr von Gemüse, Fisch und Öl liegt deutlich unter den Orientierungswerten der DGE sowie den Empfehlungen der Planetary Health Diet, während bei Fleisch, v.a. rotem Fleisch, sowie Zucker der Konsum deutlich höher ausfällt.

Wichtig wäre es nun, dass Länder die Planetary Health Diet an die nationalen Rahmenbedingungen und Ernährungsgewohnheiten anpassen. In vielen asiatischen Ländern bestehen diese Rahmenbedingungen bereits und die Planetary Health Diet wird in großen Teilen bereits jetzt umgesetzt. In Deutschland gibt es bisher keine offiziellen Empfehlungen für eine Ernährungsumstellung auf pflanzliche Kost.

In der interdiszipliären Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ärztinnen und Ärzten, Lebensmitteltechnologen und Ernährungswissenschaftler/-innen wird jedoch an solchen Empfehlungen gearbeitet. Gesundheitsbewusstsein lässt sich gut durch Ernährungsumstellungen in Kantinen, Kliniken, Schulen und Kindertagesstätten realisieren.

Dort wäre es sinnvoll, die aktuellen Empfehlungen der DGE und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umzusetzen. Diese empfehlen maximal 2 Fleischtage pro Woche – das entspricht 300 g (für Frauen) bis maximal 500 g (für Männer) – und eine Reduktion der Milchprodukte auf 200 bis 250 g pro Tag. Dies wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung [13].

Herausforderungen einer Ernährungsumstellung

Die Umstellung auf eine Planetary Health Diet hat viele Vorteile für Gesundheit und Umwelt. Es gibt jedoch auch einige potenzielle Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen. Nicht außer Betracht gelassen werden sollte zudem, dass Agrar- und Lebensmittelindustrie wohl erheblichen Widerstand leisten werden.

Nährstoffversorgung

Bei der Umstellung auf eine überwiegend pflanzliche Ernährung ist auf eine ausreichende Versorgung mit bestimmten Nährstoffen, insbesondere Vitamin B12, Eisen, Zink und Omega-3-Fettsäuren zu achten. Diese Nährstoffe sind teilweise in tierischen Lebensmitteln in größeren Mengen vorhanden und werden vom Körper besser aufgenommen als ihre pflanzlichen Gegenstücke.

Daher ist es wichtig, dass eine ausreichende Versorgung mit diesen Nährstoffen sichergestellt wird. Dies kann gegebenenfalls auch durch Supplemente erfolgen.

Akzeptanz und Zugänglichkeit

Eine große Herausforderung bei der Umstellung auf eine pflanzenbetonte Ernährung ist die Akzeptanz pflanzlicher Lebensmittel in der Bevölkerung. Kulturelle Vorlieben, Gewohnheiten und der Zugang zu erschwinglichen, nährstoffreichen Lebensmitteln können erhebliche Hindernisse für die Umsetzung darstellen. Dies könnte staatlich unterstützt werden durch eine finanzielle Steuerung, z.B. das Erlassen der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse.

Sozioökonomische Faktoren

Für bestimmte Bevölkerungsgruppen kann die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung schwierig sein. Menschen mit geringerem Einkommen haben möglicherweise nicht den gleichen Zugang zu frischen, hochwertigen pflanzlichen Lebensmitteln und eventuell auch nicht den gleichen Wissensstand hinsichtlich gesunder Ernährung. Ungesunde Ernährung mit einem hohen Zuckeranteil, Fertignahrung sowie Fleisch und Alkohol werden stark medial vermarktet.

Ein Werbeverbot für gesundheitsschädliche Produkte sollte erwogen werden, um hier gegenzusteuern. Zur Förderung des Ernährungswissens könnten bessere Kenntnisse zur Ernährung z.B. in der Schule gelehrt werden.

Wenn Fleischproduktion und Tierhaltung nicht subventioniert würden, wären diese erheblich teurer als pflanzliche Lebensmittel. Somit stellt eine pflanzenbasierte Ernährung eigentlich die kostengünstigere Alternative dar.

Praktische Tipps zur Umsetzung der Planetary Health Diät

Die Umstellung auf die Planetary Health Diät ist nicht kompliziert. Hier einige Tipps für den Anfang:

  • Obst und Gemüse in jede Mahlzeit integrieren
  • mehr Nüsse und Hülsenfrüchte essen
  • Weißmehlprodukte durch Vollkornprodukte ersetzen
  • Salz und Zucker reduzieren und mehr Gewürze und natürliche Süßungsmittel (Honig, Bananen, Datteln) verwenden
  • maximal einmal pro Woche rotes Fleisch (Schwein, Rind) essen
  • die Menge an Milchprodukten und Eier deutlich reduzieren
  • saisonal und regional einkaufen
  • einen Wochenspeiseplan erstellen, bewusst einkaufen und Essensreste verwerten, um Verschwendung zu vermeiden.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Wirtschaft 

Eine starke Verschiebung hin zu pflanzlichen Lebensmitteln könnte erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die ländliche Wirtschaft haben, insbesondere in Regionen, die stark von der Tierhaltung profitieren. Hier könnte die Förderung umwelt- und klimagerechterer Landwirtschaft dem Transformationsprozess helfen. Zudem sind politische Maßnahmen, wie die Reform der landwirtschaftlichen Subventionen mit einer CO2-Bepreisung, die Einführung einer Gesundheitssteuer auf krebserregende Lebensmittel und die umweltverträgliche Produktion von Lebensmitteln erforderlich, um eine Transformation zu erreichen.

Aufklärung und Information

Dies sind wichtige Bestandteile. Ein guter Hebel ist z.B. die Umstellung des Krankenhausessens auf die Planetary Health Diet. Als erster Schritt kann die Umstellung auf eine Flex-Diät mit deutlicher Reduktion von Fleisch und Milchprodukten erfolgen.

Auch wenn es eine Vielzahl von Herausforderungen gibt, lohnt doch die Ernährungsumstellung auf eine mehr pflanzenbasierte Form, da die Vorteile beträchtlich sind. Veränderungen sollten schrittweise eingeführt werden, um sicherzustellen, dass Menschen auf diesem Transformationsprozess mitgenommen werden und diese Schritte verstehen. Erfolgreiche Beispiele, dass dies möglich ist, liegen aus anderen Ländern vor, in denen Menschen Zugang zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung haben.

Wünschenswert wäre, dass Emissionen als auch Life-Style-Erkrankungen zurückgehen und es zukünftig mehr „Blue-Zones“ weltweit gibt. In diesen Blue-Zones gibt es überdurchschnittlich viele Menschen, die älter als 100 Jahre werden.

Zu diesen zählen die Stadt Loma Linda in Kalifornien, die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica, die griechische Insel Ikaria, die italienische Insel Sardinien und die Insel Okinawa in Japan. Die Menschen dort ernähren sich entweder vegan oder äquivalent der Planetary Health Diet.

Fazit

Es ist an der Zeit, unsere Ernährungsgewohnheiten zu überdenken und uns für eine nachhaltigere und gesündere Ernährung zu entscheiden. Davon profitiert nicht nur unser Planet, sondern auch unsere Gesundheit.

Die Planetary Health Diet bietet einen soliden Ausgangspunkt für diesen Wandel. Nun liegt es an uns, dies in die Tat umzusetzen und dabei die Bedürfnisse und Gegebenheiten unserer jeweiligen Länder zu berücksichtigen.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Prof. Dr. Edda Weimann, MPH