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DGOI

ImpAct Masterleague: Studiendaten kritisch reflektieren

Die erste ImpAct Masterleague der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) am 25. und 26. Oktober 2019 im Lufthansa Kongresshotel in Seeheim-Jugenheim brachte führende Experten aus Wissenschaft und Praxis zu einem spannenden wissenschaftlichen Diskurs zusammen.

Hands-on-Workshop zum Thema piezoelektrische Chirurgie mit Prof. Dr. Fred Bergmann (l.), Pastpräsident der DGOI. DGOI/M.Bart/A.Frank
Hands-on-Workshop zum Thema piezoelektrische Chirurgie mit Prof. Dr. Fred Bergmann (l.), Pastpräsident der DGOI.
Hands-on-Workshop zum Thema piezoelektrische Chirurgie mit Prof. Dr. Fred Bergmann (l.), Pastpräsident der DGOI.

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Fortbildungsreferent der DGOI, und Prof. Dr. Daniel Grubeanu, Präsident der DGOI, reflektierten 170 Teilnehmer aktuelle Studiendaten gemeinsam mit den exzellenten Referenten.

Die DGOI hat mit ImpAct Masterleague ein neues, deutlich moderneres Kongressformat entwickelt. Leidenschaftlich geführte Disputationen und kurze Vorträge mit klaren Botschaften haben das konventionelle Kongressmodell mit trockener Faktenvermittlung in langatmigen Vorträgen abgelöst.

„Die Kollegen haben unser neues Veranstaltungsformat sehr schnell und gut angenommen. Bereits vor einigen Wochen war die erste ImpAct Masterleague ausgebucht“, freute sich Prof. Dr. Daniel Grubeanu. „Damit Teilnehmer und Experten gemeinsam unterschiedliche Sichtweisen in der Tiefe diskutieren und Studienergebnisse durchaus kritisch reflektieren können, haben wir den Teilnehmerkreis bewusst auf eine kleinere Runde limitiert. So konnten wir uns auch am Abend auf das Networking und den Austausch konzentrieren.“

Das hat funktioniert. In die Diskussionen mit Pro und Contra brachten sich auch die Teilnehmer ein – es entstand ein lebendiger Austausch unter Kollegen, die für die orale Implantologie brennen. Sie zeigten sich durchweg begeistert von dem Format ImpAct Masterleague.

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Kritisch reflektieren

Digital ist kein Dogma – so lautete die Take-Home-Message der ersten Disputatio, bei der es um die Frage „Analog versus digital – was und wie viel brauchen wir wirklich?“ ging. Prof. Dr. Florian Beuer, Berlin, moderierte das Für mit Dr. Markus Englschalk, München, und das Wider mit Dr. Georg Bayer, Landsberg am Lech. Digital Smile Design, Intraoralscanner (IOS) und Guided Surgery dienen als unterstützende digitale „Handwerkszeuge“, um die Arbeitsabläufe einfacher zu gestalten und die steigenden Anforderungen der Patienten vorhersagbarer zu erfüllen. Die digitale Abformung mittels IOS kann der erste Schritt zur Implementierung des digitalen Workflows sein. Der Tipp für Praktiker: Zeit nehmen, um sich mit der neuen Technik vertraut zu machen.

Um kurze und durchmesserreduzierte Implantate versus Augmentation ging es mit Dr. Eik Schiegnitz, Mainz, Prof. Dr. Fred Bergmann, Past-Präsident der DGOI, und dem Moderator Prof. Dr. Knut Grötz, Wiesbaden. Für Patienten, die bei der präoperativen Risikostratifizierung im mittleren bis hohen Bereich liegen, kann der Einsatz von kurzen (gleich/weniger als 6 Millimeter) Implantaten eine weitere Behandlungsoption bei reduzierter vertikaler Knochenhöhe sein. Aber: In der ästhetischen Zone sind Augmentationen selbst bei kleinen Knochen- und Weichgewebedefekten im Hinblick auf Ästhetik und Gewebestabilität weiterhin unverzichtbar.

Spät oder Sofort? Kontrovers und lebendig verlief die Disputatio mit Prof. Dr. Georg-Hubertus Nentwig, Vizepräsident der DGOI, und Priv.-Doz. Dr. Paul Weigl, Frankfurt am Main, über Sofortimplantation/-versorgung oder Spätversorgung. Prof. Dr. Daniel Grubeanu moderierte. Zu den Vorteilen der Sofortimplantation/-versorgung gehören zum Beispiel das bestmögliche Regenerationspotenzial, der Erhalt der alveolären Strukturen und des natürlichen Emergenzprofils sowie die verkürzte Behandlungsdauer. Dagegen stehen beispielsweise weniger Frühverluste bei Spätimplantation und/oder Spätversorgung. Und in punkto Ästhetik: Nachteile hinsichtlich der Papille (Pink Esthetic Score nach Fürhauser) sind nicht belegt.

Prof. Dr. Daniel Grubeanu und Prof. Dr. Michael Gahlert, München, diskutierten Titan- versus Keramikimplantate. Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets übernahm die Moderation. An Keramikimplantaten zeigen sich weitaus weniger periimplantäre Erkrankungen als an Titanimplantaten, ebenso seien die ästhetischen Ergebnisse unter Berücksichtigung des Pink Esthetic Scores besser. Achtung ist jedoch beim Handling geboten: Zirkonimplantate sind deutlich langsamer zu inserieren, um thermische Nekrosen zu vermeiden. Prof. Dr. Grubeanu gab zu bedenken, dass das Implantatmaterial für den implantologischen Erfolg irrelevant ist. Der Erfolg hängt von anderen Faktoren ab. Sein Appell: „Lernt genau die Kautelen, die für Implantate gelten.“

Out-of-the-Box-Vorträge zu den angrenzenden Fachgebieten KFO und Endo ergänzten das Programm perfekt. Priv.-Doz. Dr. Dietmar Weng, Starnberg, sorgte mit seiner kritischen Analyse der Studienlage zu dem Thema Plattform Switching für so manch einen herzhaften Lacher. Seine Botschaft war deutlich: Systematische Reviews und Metaanalysen belegen keine klinische Überlegenheit des Plattform-Switchings. Wichtig für den Knochenerhalt ist die dichte Verbindung.

Kurz und knapp: Periimplantitis, Weich- und Hartgewebemanagement

In den Vortragsblöcken beleuchteten führende Experten das Hart- und Weichgewebemanagement, Periimplantitis und in der „Only 10 minutes – only one question“-Session ging es um klare Statements im Sinne eines Updates. Kurz und knapp schafften es die Referenten, ihre Botschaften auf den Punkt zu bringen. Zum Beispiel: Das Weichgewebe kann nicht dick genug sein, um den Knochen zu schützen. Die Weichteilhöhe muss mindestens 2 Millimeter am Implantat betragen. Deshalb: Lernen Sie mukogingivale Chirurgie. Aus chirurgischer Sicht gilt es, die Phasen der Wundheilung zu verstehen und mit der Biologie das Weich- und Hartgewebe zu managen. Ein Beispiel war das „Kieler Sushi“-Konzept von Dr. Oliver Zernial, Kiel. Auch zur Periimplantitis gab es greifbare Botschaften, zum Beispiel: Der behandelte Paro-Patient ist ein Risikofaktor, aber keine Kontraindikation. Und: Ohne Nachsorge sind Attachmentverluste nachweisbar.

Workshops und Posterpräsentationen

Bei der DGOI als implantologische Fachgesellschaft für den Praktiker gehen Wissenschaft und das Training von chirurgischen Techniken sowie neuer Verfahren seit jeher Hand in Hand. Deshalb wurden zum Auftakt der ImpAct Masterleague am Freitagmorgen in Zusammenarbeit mit Industriepartnern der DGOI verschiedene Workshops angeboten. Das Interesse war groß, einige Workshops sogar ausgebucht. Im Austausch mit den namhaften Referenten widmeten sich die Teilnehmer intensiv neuen prothetischen Konzepten und der Frage, ob sich das Risiko für periimplantäre Erkrankungen senken lässt, dem Weichgewebe und der Sofortimplantation, den biologischen Ansätzen in der Geweberegeneration, der atraumatischen Extraktion sowie Augmentation mit piezoelektrischer Chirurgie und einem komplett dargestellten digitalen Arbeitsablauf von der virtuellen Planung bis zur CAD/CAM-gefertigten Prothetik. Darüber hinaus gab es in weiteren Workshops wertvolle Tipps für den Praxiserfolg mit einem nachhaltigen Praxiscontrolling und für die Kostenerstattung nach GOZ 9010 und Co.

Über die Auszeichnung ihrer Posterpräsentationen freuten sich Dr. Dr. Anders Henningsen, Hamburg, Dr. Torsten Conrad, Bingen, und Prof. Dr. Constantin von See, Krems.

Mit dem neuen, deutlich interaktiveren Kongressformat ImpAct Masterleague hat die DGOI bewiesen, dass es eine modernere Alternative zu den konventionellen Kongresskonzepten mit trockener Faktenvermittlung in langatmigen, aneinandergereihten Vorträgen gibt.

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Orale Implantologie

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

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