Der chronische Schmerzpatient in der zahnärztlichen Behandlung
Der Zahnarzt muss die dem akuten und chronischen Schmerzgeschehen zugrundeliegenden Mechanismen verstehen und differenzieren können, entsprechend diagnostizieren und (interdisziplinär) therapieren. Der Akutschmerz hat eine lebenserhaltende Bedeutung; beim chronischen Schmerz ist diese Warnfunktion verloren gegangen und der Schmerz ist zu einem eigenständigen Krankheitsbild geworden. Für den Praktiker ist die Diagnostik und korrekte Primärbefundung des Akutschmerzes in der Alltagsroutine Standard, da ohne diese kein korrektes Schmerzmanagement möglich ist. Jedoch dürfen chronische Schmerzpatienten nicht genauso diagnostiziert oder sogar unter Annahme einer akuten Symptomatik fehltherapiert werden. Somit gilt es, diese Patienten zu erkennen, geeignete Diagnoseschritte einzuleiten und gegebenenfalls interdisziplinär zu behandeln. Für den Behandler gilt es abzuwägen, ob durch die zahnärztliche Behandlung eine Linderung der Beschwerden auftritt oder möglicherweise eine Verstärkung (wiederholte invasive Behandlunge ) oder Verschlechterung des funktionellen Zustandes (Extraktion von Zähnen) resultieren könnte. Die Basis einer Therapie darf nicht das veraltete Reiz-Reaktionsprinzip sein. Nach dem Ausschluss somatischer und lokaler Ursachen müssen andere Krankheitsbilder in der Diagnostik berücksichtigt werden, denn die Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung ist ein komplexer Prozess. Hierbei sind sowohl zentrale als auch periphere Veränderungen des Nervensystems von Bedeutung. Dieser Artikel soll einen Überblick über unterschiedliche orofaziale Schmerzbilder schaffen und entsprechende Diagnostik-, sowie Therapiemöglichkeiten aufzeigen.