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ESCI diskutiert die „Facts of Ceramic Implants”

1. Europäischer Keramikkongress am Zürichsee

Die European Society for Ceramic Implantology (ESCI) hat am 11. und 12. Oktober ihren ersten Kongress veranstaltet. Beachtliche 170 Teilnehmer aus 23 Ländern kamen nach Horgen am Zürichsee, um sich unter dem Motto „Facts of Ceramic Implants” weiterzubilden und auszutauschen. „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, mit dieser Veranstaltung ein Zeichen für die zahnärztliche Implantologie mit Keramikimplantaten zu setzen“, so der ESCI-Präsident Dr. Jens Tartsch.

„Facts of Ceramic Implants”. ESCI
„Facts of Ceramic Implants”.
„Facts of Ceramic Implants”.

Die European Society for Ceramic Implantology verfolgt das Ziel, eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Forschung und der klinischen Anwendung von Keramikimplantaten zu schlagen. Als perfekten Rahmen für die Auftaktveranstaltung wurde das Landgut Bocken hoch über dem Zürichsee ausgewählt. Die mitten im Grünen gelegenen historischen Gebäude boten den perfekten Rahmen für den Event – sowohl tagsüber bei der Tagung als auch zum Feiern und Networking bei den Abendveranstaltungen.

Der zweitägige wissenschaftliche Kongress teilte sich in die drei Kapitel: Biomaterial Keramik, biologische Aspekte und klinische Aspekte. Die hochkarätigen Referenten boten fundierte Referate zu aktuellen Fragestellungen in der Keramikimplantologie.

ESCI-Präsident Dr. Jens Tartsch (links) und Vize-Präsident Dr. Stefan Röhling. ESCI
ESCI-Präsident Dr. Jens Tartsch (links) und Vize-Präsident Dr. Stefan Röhling.

Nach dem Willkommensempfang im alten Gewölbekeller des Landgutes am Donnerstagabend eröffnete Präsident Dr. Jens Tartsch am Freitagmorgen den Kongress: „Dr. Stefan Röhling und ich sind 2018 zusammengesessen und haben beschlossen, dass mehr für die Forschung im Bereich der Keramikimplantate getan werden muss. Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Beirat der ESCI haben wir in den vergangenen 12 Monaten viel gearbeitet. Unser erster Erfolg war das 1. European Council for Ceramic Implantology der ESCI im Oktober 2018 in Zürich. Und nun stehe ich hier und darf den ersten Keramikkongress eröffnen“, freut sich Dr. Tartsch. „Unsere erfahrenen Referenten sind das Herz unseres Kongresses“, erklärt er weiter. In den folgenden zwei Tagen erfuhren die interessierten Teilnehmer von diesen Referenten sehr viel darüber, warum und wie Keramikimplantate zu benutzen sind.

Biomaterial Keramik

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Von links: Prof. Jens Fischer, Dr. Jens Tartsch, Prof. Michael Payer und Prof. Corrado Piconi. ESCI
Von links: Prof. Jens Fischer, Dr. Jens Tartsch, Prof. Michael Payer und Prof. Corrado Piconi.

Den ersten Vortrag übernahm Prof. Corrado Piconi aus Italien. Er gab einen historischen Überblick zur Entwicklung von Keramikimplantaten und erläuterte die chemisch-physikalischen und mechanischen Eigenschaften von Zirkonoxid sowie das Verhalten von Zirkonoxid im Zusammenspiel mit der Implantatumgebung. Prof. Jens Fischer aus Basel ging der Frage nach, ob Zirkonoxidimplantate biomechanisch zuverlässig sind. Er präsentierte Studienergebnisse und schlussfolgerte, dass die Bruchfestigkeit stark vom Implantatdesign abhängt und die Oberflächenbehandlung sich auf die Implantatfestigkeit auswirkt.

Prof. Jerome Chevalier aus Frankreich erläuterte die Zusammenhänge beim Alterungsprozess. Die hohe Festigkeit und Zähigkeit von Zirkonoxid ist mit einer hervorragenden Biokompatibilität und Knochenintegration verbunden, was es zu einer echten Alternative zu Titan macht.

Mit technologischen Fortschritten bei subtraktiven und additiven Verarbeitungsmethoden werden neue Materialien für die Konstruktion von Zahn und Implantat getragenen Rekonstruktionen eingeführt. Prof. Mutlu Özcan (Zürich) gab einen Überblick über die aktuellen klinischen Möglichkeiten, Grenzen und zukünftigen Perspektiven von Rekonstruktionsmaterialien auf Zirkonoxidimplantaten.

Biologische Aspekte

Weiter ging es mit der biologischen Betrachtung. Prof. Daniel Olmedo aus Buenos Aires stellte seine Forschungsarbeiten zur Korrosion von Titanimplantaten vor. Mit dem Nachweis der Hartund Weichgewebeintegration von Zirkonoxid befasste sich im Anschluss Dr. Simone Janner aus Bern. Er konnte die gleichwertige Osseointegration von Keramikimplantaten im Vergleich mit Titanimplantaten nachweisen.

Dr. Brigitte Altmann (Freiburg) gewährte einen Einblick in unterschiedliche Zirkonoxid-Implantattopographien und ging auf ihre Bedeutung für die biologische Akzeptanz ein. Im Anschluss befasste sich Dr. Stefan Röhling, Vize-Präsident der ESCI, mit dem Thema „Zirkonoxid-Implantate und periimplantäre Infektionen“. Evidenzbasierte Daten haben gezeigt, dass Zirkonoxidimplantate mit einer mikrorauen Oberfläche im Vergleich zu etablierten Titanimplantaten die gleiche Weich- und Hartgewebeintegration und ähnliche klinische Überlebensraten aufweisen. Darüber hinaus haben experimentelle Studien ergeben, dass Zirkonoxid im Vergleich zu Titan eine signifikant geringere Bakterienadhäsion und einen signifikant geringeren periimplantären Knochenverlust aufweist.

Klinische Aspekte

Aus Graz war der nächste Referent angereist. Prof. Michael Payer berichtete über Zirkonoxidimplantate und klinische Langzeitergebnisse. In seiner Präsentation diskutierte er mögliche Indikationen für Keramikimplantate, die auf den Ergebnissen klinischer Studien und klinischer Nachuntersuchungen basieren. Allerdings musste er – wie einige der Referenten zuvor – feststellen, dass noch wichtige Humanstudien fehlen.

Stellten sich den Fragen des Auditoriums: Dr. Goran Benic (Mitte) und Prof. Andre Chen. ESCI
Stellten sich den Fragen des Auditoriums: Dr. Goran Benic (Mitte) und Prof. Andre Chen.

Am Samstagmorgen ging es weiter mit Prof. Andre Chen aus Lissabon, der das konkrete Vorgehen bei Spät- und Sofortimplantation mit Keramikimplantaten erläuterte. Es ging ihm vor allem darum, die Vor- und Nachteile von Keramikimplantaten zu verschiedenen Zeitpunkten der Platzierung aufzuzeigen. Dabei spielen die Biochemie, Biologie, Ästhetik und Funktion eine wichtige Rolle.

Der Schweizer Dr. Goran Benic zeigte im Anschluss augmentative Techniken im Zusammenspiel mit Keramikimplantaten auf. Er vermittelte schlüssig die tatsächlichen Nachweise und die klinischen Empfehlungen für Verfahren zur Knochenaugmentation bei Zirkonoxidimplantaten.

Prof. Michael Gahlert aus München setzt seit Jahren auf Keramikimplantate. Anhand vieler Fälle aus seiner Praxis zeigte er eindrücklich die vielfältigen Indikationen für Keramikimplantate und wie deren Einsatz die Praxisstruktur verändern kann. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse zu Zirkonoxidimplantaten zeigen im Vergleich zu Titan eine geringere Plaqueaffinität und Periimplantitis, eine gute Weichteilreaktion und hervorragende ästhetische Ergebnisse. Die natürliche Lichtdurchlässigkeit von Zirkonoxidimplantaten in Kombination mit vollkeramischen Restaurationen sei hervorragend. Die klinische Konsequenz ist für Prof. Gahlert die Verwendung moderner Keramikimplantate für die ästhetische Rehabilitation.

Dr. Bernd Siewert aus Madrid legte den Schwerpunkt seines Vortrages auf die Versorgung von Keramikimplantaten mit herausnehmbarem Zahnersatz aus PEEK. Im letzten Frontalvortrag zog Prof. Curd Bollen (Niederlande) ein Resümee und gab den Teilnehmern Ratschläge für die eigene Praxis mit auf den Weg. Wichtig war es ihm zu betonen, dass man sich mit den besonderen Eigenschaften des Materials vertraut machen müsse und zu Beginn mit einfachen Indikationen starten sollte.

ESCI Award

Dr. Mona Monzavi, eine der Gewinnerinnen des ESCI Award 2019, gemeinsam mit Dr. Röhling, Dr. Tartsch und Prof. Özcan. ESCI
Dr. Mona Monzavi, eine der Gewinnerinnen des ESCI Award 2019, gemeinsam mit Dr. Röhling, Dr. Tartsch und Prof. Özcan.

Junge Forscher und Mitglieder der ESCI hatten im Vorfeld des Kongresses die Gelegenheit, Forschungsergebnisse und klinische Fälle im Rahmen von „short lecture sessions“ vorzustellen. Der wissenschaftliche Beirat der ESCI wählte die besten Vorträge aus und diese wurden während des Kongresses präsentiert. Die Gewinner durften sich über den 1. ESCI Award freuen, der von Frau Prof. Mutlu Özcan als Vertreterin des Beirates überreicht wurde. Den ESCI Award 2019 in der Kategorie „best scientific abstract presentation“ teilten sich Dr. Mona Monzavi (USA) und Dr. Yuguang Wang (China). Den ESCI Award 2019 in der Kategorie „best member case presentation“ erhielt Dr. Rouven Wagner (Dortmund).

Open Stage Forum

Den Abschluss des Kongresses bildete das „Open Stage Forum“, zu dem sich alle Redner des Kongresses auf der Bühne versammelten, um sich den kritischen Fragen des Moderators Dr. Urs Brodbeck zu stellen und über die Zukunft der Keramikimplantologie zu diskutieren. Auch wenn die Datenlage noch weiter zu verbessern ist, herrschte Einigkeit darüber, dass Keramikimplantate bereits heute zur klinischen Anwendung empfohlen werden können. Allerdings muss die Indikation passen und die Vorgaben der Hersteller müssen beachtet werden.

Fazit

Der Kongress bot sowohl für den Einsteiger als auch für den erfahrenen Anwender wertvolle Erkenntnisse. Das Interesse war riesengroß, die Chance Fragen an die Referenten zu richten wurde ausgiebig genutzt. Das machte wiederum deutlich, dass es noch viele offene Fragen und Diskussionsbedarf gibt. Auch wenn es schon einige Studien gibt, ist es wichtig, dass auf dem Gebiet noch mehr passiert. Denn nur dann lassen sich die teils sehr optimistisch prognostizierten Verkaufszahlen für die nächsten Jahre auch realisieren.

Der nächste European Congress for Ceramic Implant Dentistry wird im Jahr 2021 stattfinden. Im nächsten Jahr will sich die ESCI länderspezifischen Projekten sowie dem Aufbau von Trainingszentren für Keramikimplantologie widmen.  

Weitere Informationen:

European Society for Ceramic Implantology ESCI
Kreuzstrasse 2 · CH-8802 Kilchberg
info@esci-online.com · www.esci-online.com

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