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Prophylaxe

Ölziehen – so geht’s!

Nicht gerade neu, aber derzeit hip. Das Ölziehen (auch als „Ölkur“ oder „Ölkauen“ und engl. „Oil pulling“ bekannt) ist ein traditionelles indisches Heilverfahren, das auf ayurvedische Quellen zurückgeht. Derzeit findet es in den USA, aber auch hierzulande viele Anhängerinnen und Anhänger, insbesondere über TikTok und andere soziale Medien. Dass Ölziehen tatsächlich einen Nutzen für die Mundgesundheit haben könnte, ist in „Praxis und Wissenschaft“ (S. 124-128) nachzulesen. Ergänzend nun eine praktische Anleitung zum Weitergeben an Patientinnen und Patienten, die die Methode einmal ausprobieren möchten.

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Für welche Indikationen besteht vermutlich ein Nutzen?

Gingivitis, Halitosis, medikamenteninduzierte Xerostomie. Die Evidenz zur Methode des Ölziehens ist beschränkt (geringe Studienanzahl, kleine Probandengruppen), insofern sollte sie nicht routinemäßig, sondern in Abwägung der individuellen Umstände empfohlen werden – und immer nur zusätzlich, nicht anstelle der mechanischen Zahnreinigung!

Die vorhandenen Studien deuten darauf hin, dass Ölziehen das Biofilmmanagement unterstützt, eine entzündungshemmende Wirkung hat, Mundgeruch reduziert und zumindest in der subjektiven Wahrnehmung den Symptomen von Mundtrockenheit entgegenwirkt. Eventuell hat es zudem einen leicht kariespräventiven Einfluss.

Welche Öle eignen sich und wie funktioniert das Ölziehen?

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Empfohlen werden kalt gepresste pflanzliche Öle, insbesondere Kokos- und Sesamöl. Kokosöl muss vor der Anwendung erwärmt werden, damit es sich verflüssigt. Sonnenblumen-, Oliven- sowie Avocado-Öl (teuer) können auch verwendet werden. Bei der Wahl des Öls auf eventuell vorhandene Allergien der Patientinnen und Patienten achten.

Ölziehen im Sitzen durchführen, Kinn leicht anheben. 1 Esslöffel Öl in den Mundraum geben und kräftig umherbewegen sowie durch die Zahnzwischenräume ziehen. Anschließend Öl ausspucken und den Mund mit warmem Wasser ausspülen.

Beim Ausspucken sollte das Öl ein milchiges Aussehen und eine dünnfließende Konsistenz angenommen haben. (Nicht ins Becken ausspucken, da Rohre schnell verstopfen, wenn regelmäßig Öle darüber entsorgt werden.)

In der Regel werden 10 bis 20 Minuten Ölziehen einmal täglich empfohlen, und zwar morgens, vor der üblichen Zahnputzroutine und vor dem Frühstück. Zur optimalen Dauer einer Ölziehkur gibt es keine Evidenz (in Studien werden mindestens 10 Tage angesetzt). Es ist aber davon auszugehen, dass – wie bei anderen Maßnahmen zur Mundhygiene auch – nur eine fortgesetzte Anwendung zum langfristigen Erfolg führt.

Vorteile des Ölziehens als Präventionsmethode 

Während hochkonzentrierte Chlorhexidinspülungen (0,2%ig) nicht zur Langzeitanwendung gedacht sind und zu Verfärbungen und Geschmacksbeeinträchtigungen führen können, ist das Ölziehen auch für die Langzeitanwendung geeignet. Die Methode ist kostengünstig und erreicht manche Patientinnen und Patienten, die eher für eine „natürliche“ als für eine chemische Alternative zugänglich sind, wie auch solche, die nur ein geringes Budget für die Mundgesundheit zur Verfügung haben.

Kontraindikationen

Kinder unter 5 Jahren sollten andere Präventionsmethoden nutzen, da die Gefahr besteht, dass sie das Öl schlucken oder sich verschlucken. Für Patientinnen und Patienten mit erhöhter Aspirationsgefahr und Epilepsie ist das Ölziehen ebenfalls ungeeignet.

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