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Interview mit Robert Ganley, scheidender CEO Ivoclar Vivadent

„IPS e.max hat den Nerv der Zeit getroffen“

2005 hat Ivoclar Vivadent das Vollkeramik-System IPS e.max lanciert. Im Interview beleuchtet der scheidende CEO des Herstellers Ivoclar Vivadent, Robert Ganley, den bisherigen Erfolg dieses Systems und wagt einen Blick in die vollkeramische Zukunft.

Placeholder – News shutterstock

Herr Ganley, seit 16 Jahren sind Sie CEO von Ivoclar Vivadent. Wenn Sie sich in Kürze von diesem Posten zurückziehen werden, geht eine Epoche zu Ende. Unter Ihrer Führung ist vieles passiert. Unter anderem hat Ivoclar Vivadent 2005 das Vollkeramik-System IPS e.max auf den Markt gebracht. IPS e.max gilt heute als weltweit meistverkauftes Vollkeramik-System in Dentallaboren und Zahnarztpraxen.* Wie kam es damals zu der Entscheidung, so stark auf dieses Produkt zu setzen?

Robert Ganley. Ivoclar Vivadent
Robert Ganley.

Robert Ganley: Es war der logische nächste Entwicklungsschritt. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die Glaskeramik IPS Empress erfolgreich auf dem Markt, und unser Anspruch war es, diese weiterzuentwickeln. Wir waren uns der Wichtigkeit der Presstechnologie im Labor bewusst. Gleichzeitig haben wir das Potenzial für die zukunftsträchtige CAD/CAM-Technologie schon damals erkannt. Folglich war es unser Ansporn, für beide Technologien zuverlässige Materialien beizusteuern, die die Zahnmedizin und die Zahntechnik erkennbar weiterbringen und auch den hohen ästhetischen Anforderungen der Patienten gerecht werden.

Gemäß unserem Unternehmensmotto „Passion – Vision – Innovation“ haben sich visionäre Mitarbeitende kurz nach der Jahrtausendwende mit großer Leidenschaft darangemacht, die IPS e.max-Materialien zu entwickeln. Sie haben ein Vollkeramik- System geschaffen, das den Nerv der Zeit traf. So waren von Beginn an eine Lithium-Disilikat-Glaskeramik, ein Zirkoniumdioxid sowie eine Verblendkeramik für beide Materialien Bestandteil des Systems, das eine hohe Ästhetik, hohe Festigkeit und eine einfache und vielseitige Anwendung bietet. Bis heute ermöglicht es Dentallaboren viel Flexibilität und Effizienz im Arbeitsalltag. Ganz nach dem Motto „All ceramic, all you need“.

Waren Sie von dem Erfolg des IPS e.max-Systems überrascht?

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Ja, weil der Erfolg so großartig war. Andererseits haben wir sehr wohl gewusst, dass Potenzial dahintersteckt. Wir waren von Anfang an überzeugt, dass wir qualitativ äußerst hochwertige Materialien entwickelt hatten, die es in dieser Form noch nicht gab. Die Materialien beeindruckten schnell durch ihre Verarbeitungsfreundlichkeit im Dentallabor und ihre klinische Zuverlässigkeit in der Praxis. Eine globale Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang. Heute spricht die dentale Welt IPS e.max.

Natürlich gingen der Entwicklung genaue Analysen voraus. Wir bei Ivoclar Vivadent überlassen grundsätzlich nichts dem Zufall, damals wie heute. Stattdessen sind wir immer bestrebt, die Anforderungen der Kunden zu analysieren und auf dieser Basis Produkte zu schaffen, die ihre Bedürfnisse erfüllen.

Welche Philosophie steht hinter IPS e.max?

Unsere Strategie war immer, Kunden innovative Produkte zur Verfügung zu stellen, die ihnen neue Möglichkeiten eröffnen. Bei allem, was wir tun, haben wir immer die Kunden und die Patienten im Auge. Kundenzentriertheit lautet das Stichwort. Das wichtigste Instrument für uns war jedoch stets, den Kunden zuzuhören. In unserem Geschäftszweig ist es einfach, Kunden zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten. Wenn man ihnen zuhört, erfährt man, welche Bedürfnisse sie haben. Von Ivoclar Vivadent erwarten Kunden in erster Linie Ästhetik, da wir ein führender Anbieter im Bereich der ästhetischen Zahnheilkunde sind. Neben einer hohen Ästhetik sind aber auch eine hohe Festigkeit und Vielseitigkeit in der Anwendung gefragt. Dies war und ist die Grundlage für unser Handeln. Nur wer agil ist und sich den Gegebenheiten anpasst, kann dauerhaft erfolgreich sein. Dabei spielen die vom Kunden gewünschte Qualität und Ästhetik eine wesentliche Rolle. Das gilt für alle Komponenten in diesem Vollkeramik-System.

Inzwischen bringen auch andere Hersteller Glaskeramiken heraus. Beunruhigt Sie der aggressiver gewordene Markt?

Wir sind nicht beunruhigt, aber wachsam. Ivoclar Vivadent entwickelt und produziert seit Jahrzehnten innovative Hochleistungskeramiken und Materialsysteme für die ästhetische Qualitätszahnheilkunde. Unsere Systeme werden auf der ganzen Welt in Zahnarztpraxen und Dentallaboren erfolgreich angewendet. Dass andere Hersteller unsere Materialien nachahmen beziehungsweise in dieses Segment vorstoßen, ist eine völlig normale Entwicklung. Wir sehen dies als Bestätigung, dass wir schon damals den richtigen Riecher gehabt haben.

Der Schlüssel zum Erfolg besteht aber nicht in der Nachahmung anderer. Vielmehr muss man selbst innovativ unterwegs sein, Trends antizipieren, sich stetig verbessern und weiterentwickeln. Wir haben uns selbst wie auch unsere Produkte kontinuierlich weiterentwickelt. Seit 15 Jahren ist IPS e.max klinisch bewährt. Die Datenlage ist beachtlich. Das System bietet seinen Anwendern nachweislich ein hohes Maß an Sicherheit, Qualität und Ästhetik. Da wurde enorm viel Vertrauen geschaffen. Genau darin liegen unsere Stärke und unsere Motivation.

Wohin oder wie entwickelt sich das IPS e.max-System künftig weiter?

Das IPS e.max-System. Ivoclar Vivadent
Das IPS e.max-System.

Unser Versprechen an die Kunden ist es, Materialien zu entwickeln, die dem hohen Anspruch von IPS e.max gerecht werden. 2017 haben wir das bestehende Zirkoniumdioxid- Portfolio von IPS e.max um die ZirCAD-Discs erweitert. Die Entwicklung im Segment Zirkoniumdioxid spielt jetzt schon eine wichtige Rolle im System. Sie nimmt weiterhin an Bedeutung in der Dentalwelt zu. Wir werden auch künftig beide Materialklassen – Lithium-Disilikat und Zirkoniumdioxid – sowie die führenden Verarbeitungstechnologien – Pressen und CAD/CAM – bedienen.

In insgesamt 38 Jahren bei Ivoclar Vivadent sind Sie zu einer wichtigen Persönlichkeit in der Dentalbranche avanciert. Bald übergeben Sie das Amt des CEO an Ihren Nachfolger Diego Gabathuler. Sie selbst werden die Unternehmensgeschicke als Mitglied des Verwaltungsrats weiterverfolgen, dem Sie jetzt schon angehören. Welche Bilanz ziehen Sie kurz vor Übernahme der neuen Rolle?

Ich blicke dankbar und stolz auf das zurück, was wir mit den vielen engagierten Mitarbeitenden in unserem Unternehmen erreicht haben. In der festsitzenden Prothetik haben die Vollkeramiken von IPS e.max die Dentalwelt revolutioniert. Sie sind längst für zahlreiche Anwender die Materialien der Wahl. Dies wird auch in Zukunft der Fall sein. Der Anteil an metallfreien, vollkeramischen Restaurationen wächst weiterhin. Der Trend zu CAD/CAM ist nach wie vor in vollem Gange. Da wird sich in der Zukunft auch weiterhin noch sehr vieles tun. Wir stehen noch immer am Anfang der Industrialisierung 4.0 in der Dentalwelt. Ivoclar Vivadent hat die Zahnmedizin in ästhetischer Hinsicht revolutioniert. Heute sind wir stolz auf diesen mutigen Schritt. Nun wollen wir die „ästhetische Revolution“ auch auf den digitalen Bereich ausdehnen. Unser Ziel ist es, unseren Kunden ästhetische Lösungen zu bieten, die noch intelligenter, effizienter und einfacher sind.

In Ihrer Doppelfunktion als CEO der Unternehmensgruppe und Managing Director der nordamerikanischen Niederlassung sind Sie viele Jahre zwischen den USA und Liechtenstein gependelt. Welche Pläne haben Sie für Ihre persönliche Zukunft?

Richtig, aufgrund meiner Doppelrolle bin ich zwischen dem nordamerikanischen und dem europäischen Kontinent hin und her gependelt. Obwohl das zum Teil sehr anstrengend war, hatte es den Vorteil, wöchentlich in den zwei größten Dentalmärkten der Welt präsent zu sein. Dadurch hatte ich die Gelegenheit, mich ständig mit Kunden zu treffen und mir ihre Bedürfnisse anzuhören. Das gab mir viel Energie. Was meine Zukunft betrifft, so werde ich nach wie vor als Mitglied des Verwaltungsrates von Ivoclar Vivadent und in anderen Funktionen aktiv sein. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich weniger fliegen werde. Aber die Swiss wird auch ohne meine allwöchentlichen Flüge überleben, da bin ich mir sicher!

Wir danken Ihnen für das Gespräch.  

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